Verdacht auf Energiemangel (31-100 Tage)

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Definition/Ursachen

Der Milcheiweißgehalt wird maßgeblich durch die Energieversorgung beeinflusst. Der niedrige Eiweißgehalt (< 3,2 %) deutet auf einen Energiemangel im Futter hin.

Die Kühe befinden sich in der Phase der negativen Energiebilanz und bauen Körperfett ohne gesundheitliche Folgen ab. Nach dem 60. Laktationstag kommt der Abbau allmählich zum Stillstand, weil die Futteraufnahme ihr Maximum erreicht. Ab der 12. bis 16. Laktationswoche geht die Kuh in eine ausgeglichene Energiebilanz über und beginnt langsam, mehr Körpermasse auf, als abzubauen. Damit steigt auch der Fettgehalt wieder über 4 % an. Die Versorgung mit Rohfaser ist ausreichend.
Eiweißprozente unter 3,2 bei Fettprozenten über 4 deuten auf Energiemangel in der Ration hin. Damit wird das vorhandene Leistungsvermögen nicht ausgeschöpft.

Bei Fett/Eiweißquotienten > 1,5 und F% > 4,9 besteht Ketosegefahr.

Abzugrenzen sind niedrige Eiweißgehalte infolge

  • Proteinmangel (Harnstoffwerte < 150)
  • hohe Temperatur, hohe Luftfeuchtigkeit
  • Euterkrankheiten (erhöhte Zellzahlen)
  • Erkrankungen (Fettmobilisationssyndrom, Ketose, Labmagerverlagerung, Klauenerkrankungen)

Signalwerte: F% > 4,0 und E% <3,2 bis 2,8 in Abhängigkeit von der Milchmenge

rot

>= 20 % im Laktationsabschnitt

orange

>= 15 % im Laktationsabschnitt + neg. Energiebilanz >= 25 % im Laktationsabschnitt 31. bis 100. Tag + extremer Abbau der Körperreserve >= 15 % im Laktationsabschnitt bis 30. Tag

gelb

>= 10 bis < 20 % im Laktationsabschnitt




Maßnahmen

Ziel: Futteraufnahme verbessern, ausreichende und ausgewogene Energie- und Proteinversorgung sichern

Futteraufnahme prüfen

  • uneingeschränkter Zugang zum Fressplatz
  • Wasserversorgung sichern
  • Restfutteranteil kontrollieren (mindestens 5 %)
  • wird Futterration (berechnet) auch gefressen? Ist die Grundfutterleistung überschätzt?

Futterqualität prüfen

  • Energiegehalt möglichst über 6,5 NEL/kg T im Grobfutter
  • Verdaulichkeit der Grobfutterration über 70 %.
  • Je 100 kg Körpermasse 400 g Rohfaser absichern.
    • Anteil strukturwirksamer Rohfaser beachten.
    • 8 – 10 % der Partikel sollen größer als 4 cm sein.
  • Futter ohne Verunreinigungen und Beeinträchtigungen (schmutzig, verschimmelt, gefroren)
  • Abruffütterung auf Funktion und Kalibrierung prüfen

Tiergesundheit kontrollieren

  • Tierbeobachtung in Ruhephase – hohle Hungergrube, Wiederkauaktivitäten
  • Unsachgemäße Transitfütterung
  • Zusätzliche Untersuchungen veranlassen:
    • Acetongehalt in der Milch > 200 mmol/l