Verdacht auf Ketose/Leberverfettung (1-30 Tage)

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Definition/Ursachen

Bedeutsamste Stoffwechselstörung zu Laktationsbeginn mit erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung.
Sehr starker Körperfettabbau wegen ungenügender Energiezufuhr als Folge zu hoher Körpermassezunahme (Verfettung) am Ende der Vorlaktation und/oder der Trockenstehperiode (Fütterungsfehler).
Der Anfall von flüchtigen Fettsäuren übersteigt die Möglichkeiten ihrer Verwertung. Dadurch Leberverfettung und erhöhte Bildung von Ketonkörpern mit weiterer Senkung der Futteraufnahme.

Verhängnisvoller Kreislauf !

Folgen: Abmagerung, Leistungsrückgang, Fruchtbarkeits- und Gesundheitsprobleme

Ursachen:

  • Körperkonditionsnote > 4 zum Kalbezeitpunkt
  • Energierestriktion während der Trockenstehperiode
  • überstürzter Fettabbau bereits in der Trockenstehperiode 2 infolge fehlerhafter Transitfütterung
  • ungenügende Anpassung an den konzentratreichen Rationstyp zu Laktationsbeginn
  • Auslöserkrankheiten: Nachgeburtsverhaltungen, Gebärparese, Pansenacidose, akute Mastitis, Puerperalstörungen, Labmagenverlagerung

Signalwerte: F/E > 1,5 und E% <3,2

rot

>= 15 % im Laktationsabschnitt

orange

>= 8 % im Laktationsabschnitt + energ. Überfütterung
>= 20 % im Laktationsabschnitt > 200 Tage

gelb

>= 8 bis < 15 % im Laktationsabschnitt

Tiergesundheitliche Maßnahmen

  • Tiere mit F/E > 1,5 sofort dem Tierarzt vorstellen
  • sofortige Behandlung jeder erkrankten Kuh sichern
  • Metaphylaktischer Einsatz von Propylenglykol und Niacin
  • Bekämpfungsstrategie für Fettmobilisationssyndrom, Gebärparese und Labmagerverlagerung ausarbeiten und im Management berücksichtigen
  • Zusätzliche Untersuchungen veranlassen:
    • Acetongehalt in der Milch bzw. Ketonkörperschnelltest
    • Leberbiopsie und Schwimmprobe
    • GLDH im Blutplasma
    • sonografische Rückenfettdickenmessung zur Bestimmung der RFD-Abnahme innerhalb von 14 Tagen
    • Pansenazidose durch gezielte Untersuchungen ausschließen (pH im Harn, NSBA im Harn). Wenn positiv dann Pansenpuffer bei Frischmelkern einsetzen.

Maßnahmen

Ziel: Energetische Überfütterung vermeiden.
Fütterung während der Trockensteh- und Transitperiode optimieren, optimale Körperkondition zum Trockenstellzeitpunkt erreichen, Krankheiten im geburtsnahen Zeitraum minimieren.

Fütterung in der Trockenstehperiode 1

  • Rohfaserreiches, gut strukturiertes Grundfutter in Mengen von 1,6 bis 1,8 % der KM mit Energiedichte von 5,5 MJ NEL/kg T
  • Unter- und Uberversorgung mit Energie vermeiden. Unterversorgung leitet zu früh Fettmobilisation ein. Überversorgung vertieft das Energiederizit nach dem Kalben!
  • Ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen
  • kaliumreiche Futtermittel (K-Gehalt > 2 % der T) vermeiden
  • Ca-arme Mineralfutter einsetzen.


Fütterung in der Transitphase 1

  • EK in TMR auf 6,5 MJ NEL/kg T erhöhen (Energieangebot für Erhaltung + 8 Mkg)
  • bei Komponentenfütterung 1 kg Kraftfutter je Woche bzw. alle 2 Tage Kraftfuttermenge um 500 g steigern, bis zur Kalbung 3,0 kg erreicht.
  • Grundfutter mit guter Qualität einsetzen. Erhöhung des Stärkeangebotes steigert die T-Aufnahme. T-Aufnahme soll kurz vor dem Kalben bei 1,6% der KM liegen.
  • Ausreichendes Rohfaserangebot reduziert Labmagenverlagerung und beugt Pansenazidose vor.
  • Gleiche Grundfuttermittel wie bei Frischmelkern einsetzen.
  • Bedarfsgerechte Proteinversorgung
  • Milchfieberprophylaxe bei hohen DCAB-Werten (Einsatz Saurer Salze).

Fütterung in der Transitphase 2

  • Erhöhung der Kraftfuttergabe um täglich 250 g. Bei TMR eine EK von 7,0 MJ NEL/kg T sichern.
  • Je 100 kg Körpermasse 400 g Rohfaser absichern. Anteil strukturwirksamer Rohfaser beachten. 8 – 10 % der Partikel sollen größer als 4 cm sein.
  • Nur Grundfutter bester Qualität.

Sonstige Maßnahmen

  • Ketoseprophylaxe: Eventuell Zufütterung von Propylenglykol, Propionaten, Niacin bei zu fetten Kühen.
  • Beobachtung der Veränderungen der Wiederkauaktivitäten und des Liegeverhaltens (häufiges Liegen, stumpfes Fell, trockenes Flotzmaul sind Hinweise auf Ketose)
  • Futterverzehr kontrollieren (leere Hungergrube im Vergleich zu Gruppengefährtinnen)
  • uneingeschränkter Zugang zum Fressplatz
  • Häufigkeit der Grundfuttervorlage (3 x) prüfen
  • Wasserversorgung sichern
  • wird Futterration (berechnet) auch gefressen?