Verdacht auf zu geringe Energie- und Nährstoffversorgung (31-100 Tage)

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Definition/Ursachen

Die Milchleistung erhöht sich nach dem Kalben sehr schnell und erreicht ihr Maximum im Bereich der 4. bis 7. Laktationswoche. Die Futteraufnahme bleibt hinter dieser Entwicklung zurück. Sie erreicht ihren Höchstwert erst 8 bis 11 Wochen nach der Kalbung. Daraus resultiert, dass in der Frühlaktation der Energiebedarf für die erbrachte Milchleistung plus Erhaltungsstoffwechsel die über das Futter realisierbare Energieaufnahme übersteigt.
Die Milchkuh durchläuft in den ersten 5 bis 10, Hochleistungskühe sogar bis 16 Laktationswochen eine Phase der negativen Energiebilanz*.
Wenn sich zu viele Kühe in dieser Energiemangelsituation bei rückläufigen Körpermasseabbau befinden, ist das ein Hinweis auf eine zu geringe Energie- und Nährstoffaufnahme.

Signalwerte: F% < 4,0 und E% < 3,2 bis 2,8 in Abhängigkeit von der Milchmenge

rot

>= 35 % im Laktationsabschnitt

orange

>= 25 % im Laktationsabschnitt + gestörte Futteraufnahme >= 8 % im Laktationsabschnitt > 200 Tage

gelb

>= 25 bis < 35 % im Laktationsabschnitt + Energiemangel >= 10% im Laktationsabschnitt. 31. bis 100. Tag

Zusätzliche Untersuchungen:

Acetongehalt der Milch > 200 mmol/l

* „Anwendung der Körperkonditionsbeurteilung…“ R. Staufenbiel

Maßnahmen

Ziel: Maximierung der Futteraufnahme und damit bessere energetische Versorgung sichern

  • Faustzahl: 4 % der Körpermasse. Bei geringeren Werten wird zuviel Körpermasse abgebaut
  • Grundfutter bester Qualität zur freien Verfügung anbieten (2% der Körpermasse anstreben)
  • Wiederkauzeit soll 30 bis 40 min/kg T betragen
  • hohen Kuhkomfort sichern
  • Pansengerechte Anfütterung
    • bei Komponentenfütterung nicht mehr als 3 kg Kraftfutter je Mahlzeit
  • Feuchtigkeitsgehalt der Ration unter 50 %
  • kein krasser Futterwechsel
  • Proteinversorgung überprüfen

Futteraufnahme prüfen

  • uneingeschränkter Zugang zum Fressplatz
    • Überbelegung vermeiden (Tier: Fressplatz = 1:1)
    • ausreichende Fresszeiten garantieren. 12 Fressperioden zu jeweils 30 min.
    • Futter muss mindestens 20 Stunden, besser rund um die Uhr, verfügbar sein.
  • Wasserversorgung sichern
  • Restfutteranteil kontrollieren (mindestens 5 %)
  • Wird Futterration (berechnet) auch gefressen?

Futterqualität prüfen

  • Energiegehalt möglichst über 6,5 NEU/kg TS im Grobfutter
  • Verdaulichkeit der Grobfutterration über 70 %.
  • Je 100 kg Körpermasse 400 g Rohfaser absichern.
    • Anteil strukturwirksamer Rohfaser beachten.
    • 8 – 10 % der Partikel sollen größer als 4 cm sein.
  • Futter ohne Verunreinigungen und Beeinträchtigungen (schmutzig, verschimmelt, gefroren)

Tiergesundheit kontrollieren

  • Klauengesundheit kontrollieren, Klauen schneiden, wenn erforderlich
  • gesundheitliche Beeinträchtigungen prüfen (IBR/PV – Verdacht mit Tierarzt beraten)

Andere Ursachen ausschließen:

  • unsachgemäße Transitfütterung